Schwan mit Säge

Stimmen aus der Provinz: Holz vor der Hütte

Cora Stephan / 24.08.2023 / 14:00 / Foto: Maasak/

Noch ist Sommer. Aber wer weiß, wie lange noch! In Zeiten der Energiekrise wirkt Holz als Heizmaterial immer sympathischer. Und ist auch noch viel emissionsfreundlicher als Wärmepumpen & Co.!

Noch ist Sommer. Aber wer weiß, wie lange noch! Bereits am kommenden Wochenende gehen die Temperaturen wieder runter. Winter’s coming, das wussten schon die Alten. Die Grille zirpt, die Ameise sorgt vor. Klar hab ich also Holz vor der Tür, nicht direkt davor, aber daneben. Damit ich nicht tanzen muss, wenn ich nicht mehr grillen kann. Ich gehe allerdings nicht mit Holzschein und Motorsäge in den Wald, das überlasse ich gern Männern, die das Geräusch mögen, weil es sie an den Maserati erinnert, den sie sich nie leisten konnten.

Mein Nachbar ist zu bewundern, der hat für Jahre vorgesorgt und Meter um Meter Holz auf seinem Grundstück gestapelt, das ist ja, im Unterschied zu meinem, auch groß genug dafür. Der Winter kommt bekanntlich jedes Jahr, Herbstbeginn ist bereits am 23. September, und dank unserer Regierung sollte man sich vorsorglich warm anziehen. Wer weiß, womit uns die Ampel noch vor Ende des Sommers überrascht. Wenn sie schon das Heizen mit Holz nicht ganz verbieten, unsere Klimaretter, dann werden sie es gewiss erschweren, etwa indem der Holzheizer zusätzlich für einen Pufferspeicher sowie eine PV- oder Solarthermieanlage zu sorgen hat.

Ach, das dürfte ebenso nutzlos sein wie eine Wärmepumpe. In Übrigen kann die Regierung bis heute, knapp zwei Wochen vor der geplanten Verabschiedung des „Gebäudeenergiegesetzes“ im Bundestag, nicht abschätzen, wie hoch die erwartete CO2-Einsparung ausfallen wird. Julia Klöckner: „eine Fahrt durch den Nebel mit geschlossenen Augen“. Mal ehrlich: Das ist auch völlig egal. Was die Deutschen nicht emittieren, wird der Chinese fröhlich in die Luft blasen.

Abgeholzt werden darf nur für den guten Zweck

Überhaupt: So einen Affenzirkus sollen sie mal in Frankreich versuchen! Dort kommt keineswegs nur sauberes und trockenes Holz in die überalterten Feuerstellen, man ist da sehr kreativ beim Vermeiden von Abfall, weshalb man sich im Winter nicht oberhalb der Dächer aufhalten sollte, das macht dicke Klüsen. In Sauberland Deutschland aber sorgen die Schornsteinfeger dafür, dass der Kaminofen die Abgasnormen einhält und nicht die Luft verpestet. Selbstgefährdend ist höchstens, wer im Raum mit dem gemütlich flackernden Ofen auch noch Kerzen anzündet. Ein Feinstaub freisetzendes Lichtlein brennt, ganz zu schweigen von den Stickoxiden! Der Advent sollte bei empfindlichen Menschen flachfallen.

Die werden sich allerdings gewiss nicht fürs Heizen mit Holz entscheiden, weil dafür ja die Wälder sterben müssen, die der Naturfreund lieber dem Borkenkäfer überlässt. Abgeholzt werden darf nur für den guten Zweck, etwa für Zufahrtswege und Fundamente der Windkraftanlagen, die uns CO2-frei mit der für die klimafreundliche Wärmepumpe benötigten Energie versorgen. Naja. Die Rotorblätter sind Sondermüll, die jede Menge Mikropartikel in die Umwelt blasen, bevor sie verbuddelt werden müssen. Aber macht nichts. Holzheizung ist schlimmer. Immer.

Nur der Fachmann widerspricht. Im Ofen werde genauso viel Kohlendioxid freigesetzt, als wenn das Holz im Wald verrotten würde. „Nur der Ort ist ein anderer – dem Klima ist das egal.“ Heizen mit Holz erspart uns eine weitere Verspargelung der Landschaft mit Windmühlen, schreibt Roland Irslinger, emeritierter Professor für Waldökologie an der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg am Neckar. „Wärme aus Wärmepumpen erfordert den 200-fachen Ressourceneinsatz in Form von Beton und Stahl im Vergleich zu Wärme aus Holz. 30.000 Windenergie-Anlagen gibt es in Deutschland, Energie aus Holz vermeidet den Zubau weiterer 7.000 Windräder.“ Und: „Dank des noch lange nicht CO₂-neutralen Strommix entstehen beim Heizen mit der luftgeführten Wärmepumpe pro Kilowattstunde zehnmal so viel CO₂ und Methan und viermal so viel Lachgas wie beim Heizen mit Holz, Vorketten inklusive.“

Na siehste! Das beruhigt uns hier in der Provinz. Dass das Heizen mit Holz in den städtischen Etagenwohnungen nicht ganz so einfach ist, wollen wir wohl einsehen. Aber unsereins freut sich bereits jetzt auf den kommenden Winter und zündet schon mal ein Kerzlein an. Holz vor der Tür – wer hat, der hat!

Mit freundlicher Erlaubnis der Autorin. Eine Leseprobe Ihres  jüngsten Romans "Über alle Gräben hinweg", Verlag Kiepenheuer&Witsch, finden Sie - hier

Foto: Maasaak CC-BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons